Ja oder Nein zur Kinderbetreuung

 

 

Was sind “gute” Eltern? Diese Frage stellt die Gesellschaft und vor allem die Mütter selbst quälen sich mit ihrem Gewissen.

 

Es gibt verschiedene Standpunkte, von denen aus man die Situation berufstätiger Mütter betrachten kann. Die Volkswirtschaft hat Interesse, möglichst viele qualifizierte Frauen, möglichst schnell wieder an ihren Arbeitsplatz zu holen. Die Gesellschaft hadert auf der einen Seite brauchen die Kinder eine präsente Mutter andererseits gibt die Frau, wenn sie zu Hause bleibt viel auf – die Wiedereinstiegschancen in ihren alten Beruf werden mit jedem halben Jahr schlechter. Wo bleibt die Gleichberechtigung? Die Familie muss ihre Situation checken – die finanzielle Lage spielt oft eine entscheidende Rolle wann und wie eine Mutter wieder ins Berufsleben zurückkehrt. Aber es ist auch ein kulturelles Thema. Überall auf der Welt wird mit diesen Fragen anders umgegangen. Es gibt Länder wie zum Beispiel Frankreich. Dort entspricht es der Norm, ab der sechsten Lebenswoche wieder Vollzeit zu arbeiten. In Japan werden schon ganz kleine Knirpse in Betreuungseinrichtungen gebracht und dort von„Leihomas und Leihopas“ nach Hause geholt und bis zum Eintreffen der Eltern beaufsichtigt. Kinderbetreuung hat also auch mit Tradition zu tun.

 

Wir möchten heute von der ENTWICKLUNGSORIENTIERTEN EBENE ausgehen.

Was brauchen Kinder um sozial orientiert zu werden? Ein Kind wird geboren. Es ist ein „fertiger“ Mensch. Sein Charakter schon angelegt (draufgängerisch, vorsichtig….) Umgebung kann lenken aber nicht bestimmen. Die Familie in der wir leben, ist eine Schicksalsgemeinschaft. Sie beeinflusst uns und unsere Kinder. Auch wenn Eltern getrennt leben, bleibt unsere Familie die Gleiche. Wir alle müssen aneinander wachsen.

 

Betrachten wir die Entwicklung von der Zeugung bis zur zu etwa eineinhalb Jahren. In dieser Zeit braucht das Kind BINDUNG. Es ist wichtig, dass das Kleine in dieser Zeit vor allem das Gefühl vermittelt bekommt, gut zu sein und angenommen zu werden – so wie es ist. In einem geschützten Rahmen, soll es erfahren: schön dass du da bist. Während dieser Zeit ist eine stabile Betreuung sehr wichtig um das Selbstverständnis des Kindes zu stärken.

Ab etwa eineinhalb Jahren

Ab dem Alter von ca. eineinhalb Jahren, kommt ein neues Thema in den Mittelpunkt: ERFORSCHUNG. „Mama schau! …….“Angemessene Reaktion von Seiten der Betreuer ist wichtig. Ermutigung Dinge anzuschauen und auszuprobieren. Kinder müssen Sicherheit erleben. Ich gehe und wenn ich wiederkomme ist jemand da. Anteilnahme an dem, was das Kind erlebt hat und das Zeigen von Interesse sind wichtig.

Im dritten Lebensjahr erforscht das Kind sein SELBST – ICH. Kinder probieren aus und ahmen nach. Sie schlüpfen in verschiedene Rollen von Persönlichkeiten oder Tieren. Erzieher müssen Kinder bestätigen und dürfen sie in dieser Zeit keinesfalls hemmen (Bsp. Buben tragen keine Mädchenkleider, Mädchen spielen nicht mit Autos…..) Sonst bekommen die kleinen Menschen sehr schnell das Gefühl nur angenommen zu sein, wenn sie bestimmten Regeln und Normen gerecht werden – sie haben das Gefühl in diesen Bereichen nicht wachsen zu dürfen.

Mit ungefähr vier Jahren, kommt ein neues Thema auf. KOMPETENZ. „Schau was ich schon kann! Stolz aufs Tun und Handeln. Bestärken und ermutigen weiterzuprobieren auch wenn es nicht 100% klappt. Ganz wichtig auch das „Vorleben“. Kinder sehen uns genau zu und übernehmen unser Verhalten.

Durch positive Reaktionen unsererseits, werden Kritikfähigkeit und Kompetenz gefördert.

SOZIALE VERANTWORTUNG wird ab etwa sieben Jahren übernommen. Die Mädchen und Jungen gehen enge Freundschaften ein. Es kommt häufig zu ernsthaften Kränkungen und Verletzungen von außen. In dieser Phase ist es von enormer Wichtigkeit, die Kinder loszulassen und ihnen Beistand in Form von Gesprächen und Trost zu spenden – halten und dasein.

Mit vierzehn beginnt die Zeit des RÜCKZUGS UND INTIMITÄT. Die Aufgabe der Erwachsenen ist es, die Jugendlichen gewähren zu lassen und ihr Verhalten zu akzeptieren.

Sind die jungen Menschen mit etwa achtzehn Jahren gestärkt für ein selbständiges Leben, übernehmen sie VERANTWORTUNG für sich und andere und fühlen sich den Herausforderungen des Kommenden gewachsen und sie sind es auch.

WAS HAT DAS ALLES MIT KINDERBETREUUNG ZU TUN?

Diese Themen: BINDUNG – ERFORSCHUNG – WER BIN ICH – KOMPETENZ – SOZIALE VERANTWORTUNG – INTIMITÄT – VERANTWORTUNG FÜR MICH UND ANDERE begleiten uns unser ganzes Leben. Sobald Kinder Eltern werden, reduzieren sie oft plötzlich ihre „Fähigkeiten“. Sie sind nur mehr Mutter und Vater. Eigenleben und Intimität haben keinen Raum mehr. Natürlich hat jede Phase ihre Schwerpunkte. Beruflaufbahn – Kompetenz hat Vorrang! Neuer Freund – Intimität und Zuneigung sind im Moment das Wichtigste!

Im Gesamten aber, muss jeder „er selbst“ sein dürfen. Jeder Mensch und Partner braucht Luft und Freiraum – lebendig sein.

Um dies zu ermöglichen, werde ich früher oder später mein Kind in außerhäusliche Betreuung geben. Ab wann ist der richtige Zeitpunkt?

Ist eine Stabilität vorhanden, kann man meiner Meinung nach in der Phase des Erforschens beginnen, Kinder an neue Bezugspersonen zu gewöhnen– auf Entdeckungsreise zu schicken. Gewährleistet man eine langsame Eingewöhnung und stehen die Eltern / Großeltern dahinter, freuen sich die Kinder meist schnell über die Abwechslung und die Angebote in der Gruppe.
Während der Identitätsphase ist es schon ratsam, sein Kind verschiedene Umfelder kennen lernen zu lassen. Es ist notwendig, sich sozial zu integrieren, um dem Druck von außen standhalten zu können.

Eine Frau, die zu Hause bleibt und sich wohlfühlt, ihrem Kind soziale Kontakte nicht verwehrt und in ihrer Aufgabe aufgeht, will und kann eine gute Mutter sein. Frauen die arbeiten, weil es ihnen Spaß macht und sie sonst vereinsamen würden, sich um eine gute Betreuung für ihr Kind suchen, wollen und können gute Mütter sein Alleinerzieherinnen die vierzig Stunden arbeiten, um sich und ihre Kinder zu ernähren wollen und können gute Mütter sein.

Schaffen wir gemeinsam gute Wohlfühlkinderbetreuungsplätze, damit die Kinder gerne kommen und ihre Mütter kein schlechtes Gewissen haben müssen. Geben wir den Frauen ein positives Feedback und akzeptieren wir ihre Entscheidungen – das ist unser Ziel.